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Kreativer Physiker
Cover des Theaterstückes
Das Gehalt der Schüler

Georg war ein sehr guter Schüler, er ging in die 10. Klasse des Adam-Riese-Gymnasiums. Die Klassenkameraden mochten ihn aber trotzdem, weil er den Unterricht ab und an durch kleine Späße aufheiterte. Den Ruf als Streber hat er verloren, als er mit einigen Klassenkameraden bis tief in die Nacht hinein seinen Geburtstag gefeiert hat, obwohl am nächsten Tag eine Englisch-Arbeit anstand.
Seine gute Note in dieser Arbeit verdankte er dann auch nicht übermäßigem Lernen, sondern seinem hervorragenden Gedächtnis. Was die Lehrer im Unterricht auch vortrugen, fast alles konnte er sich merken und selbst Monate später wusste er noch, welcher Stoff behandelt wurde. Abgesehen von dieser bemerkenswerten Eigenschaft, um die ihn viele Freunde beneideten, war er auch ein sehr aufmerksamer Schüler, der sich auch von dem redseligsten Nebensitzer nicht ablenken ließ. Daher war er natürlich auch bei den Lehrern gut angesehen, und das wiederum brachte ihm die ehrenvolle Aufgabe des Klassensprechers ein. Dieses Amt hätte er gerne wieder abgegeben, doch die Klasse wollte das nicht zulassen. Seine Begründung war, dass die größten Anliegen der Klasse nicht mit seiner Lebenseinstellung vereinbar wären. Die größten Anliegen der Klasse waren nämlich immer, früher nach Hause gehen zu dürfen oder keine Hausaufgaben zu bekommen. Nachdem er sich wieder einmal geweigert hatte, nach einer verkürzten Unterrichtszeit zu fragen, wollte Stefan, ein Schüler aus seiner Klasse, die Lebenseinstellung von Georg "berichtigen". Als sich Georg, wie jeden Freitag, nach der Schule noch mit ein paar Klassenkameraden in die Aula gesetzt hatte, um mit einem Kaffee das Wochenende einzuläuten, gesellte sich Stefan dazu.
"Wenn du dafür gesorgt hättest, dass wir früher gehen dürfen, wären wir jetzt schon daheim", eröffnete er das Gespräch.
Darauf antwortete Georg: "Na und, dann würdest du eben jetzt schon an deinem Computer sitzen und nicht erst in einer viertel Stunde."
"Was haben wir denn noch gemacht? Ein paar Witze gerissen und Frau Weigert verarscht", meinte ein anderer.
"Das macht ihr doch sowieso immer", war Georgs Kommentar dazu.
Stefan war mit dem Gesprächsverlauf nicht zufrieden, deshalb versuchte er das Thema in eine andere Richtung zu lenken.
"Jetzt sag' mal ganz ehrlich Georg, warum hast du nicht gefragt?"
"Wenn du arbeitest, bekommst du auch nicht ständig früher Schluss, und so viel frei wie wir Schüler hat sowieso sonst keiner", gab Georg zu bedenken.
"Aber wenn ich arbeite, bekomme ich auch ein ordentliches Gehalt“, gab Stefan zu bedenken.
"Das mag schon sein, aber das Gehalt als Schüler ist auch nicht schlecht. Es ist zwar kein Geld, das wir bekommen, doch wir bekommen Wissen von den Lehrern und für mich ist das mehr wert als das ganze Geld", beendete Georg das Gespräch.
Nach einiger Zeit des Schweigens sagte Stefan schließlich: „Vielleicht hast du Recht, ich denke, Geld wird immer als Maß aller Dinge genommen, aber das Gehalt, das wir Schüler bekommen, ist viel mehr wert als jedes Gehalt eines Arbeiters."

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Die vergessene Parkbank

In dieser Geschichte soll es nicht um große Helden, gefährliche Tiere oder böse Räuber gehen. Nein, hier geht es um eine ganz einfache Parkbank. Es war keine besondere Bank und sie stand auch nicht mitten im Park, denn sonst hätte sie sicherlich weniger Probleme gehabt. Wobei, eigentlich hatte sie nur ein Problem, das war aber ein ziemlich großes Problem. Sie stand nämlich am Rand einer großen Wiese unter einem Baum. Normalerweise wäre das gar nicht so schlimm, doch unter dem Baum wuchs noch ein Gebüsch. Genau dieses Gebüsch überwucherte aber die Parkbank schon ganz schön. Daher wollten sich einfach keine Leute auf die arme Bank setzen. Ganz traurig stand sie also unter dem Baum und konnte einfach nichts machen. Aber welchen Sinn hatte denn eine Parkbank auf die sich keine Leute setzten? Nur ab und zu kamen ein paar Vögel, ließen sich auf der Lehne nieder und sangen ihre fröhlichen Lieder. Darüber konnte sich die Parkbank aber nicht freuen, schließlich war sie nicht für die Vögel da. Sie seufzte schwer und dachte sich: "Ach, bestimmt muss ich hier vermodern. Vermutlich wird mich sowieso niemand mehr finden." Sie dachte zurück an die schöne Zeit, als sie aufgestellt wurde. Da war der Baum erst frisch gepflanzt und von dem Gebüsch war noch überhaupt nichts zu sehen. Damals stand sie den ganzen Tag in der strahlenden Sonne. Oft kamen Leute vorbei und setzten sich auf die Bank um die Sonne zu genießen. Auch die Kinder, die auf der Wiese laut und lustig Fußball spielten, ruhten sich auf ihr aus. Doch jetzt konnte sie durch die dichten Zweige kaum mehr auf die Wiese schauen. Sicherlich wurde sie von den Kindern gar nicht mehr bemerkt. Die setzten sich jetzt immer auf die Wiese, wenn sie sich ausruhen wollten. Ach, wie gerne hätte sie an einem anderen Platz gestanden. In ihren Liedern sangen die Vögel so viel über schöne Orte. Am Ufer eines Sees, ein Platz mitten in einem Meer aus Blumen, am Rande eines Spielplatzes oder bei einem wunderschönen Brunnen. Alle diese Orte hörten sich so wunderschön an und die Parkbank träumte immer wieder davon, an einem dieser Plätze zu sein. Vielleicht würden ja eines Tages Bauarbeiter kommen und sie an einen dieser Orte zu bringen? Bei dem Gedanken daran hüpften ihr vor Freude fast die Bretter davon. Nur war seit vielen Jahren nichts passiert und die Bank hatte eigentlich schon keine Hoffnung mehr. Bald war sie vollständig vom Gebüsch überwuchert und dann kämen vermutlich nicht mal mehr Vögel zu ihr.
Als die Bank schon nicht mehr daran glaubt, dass sich etwas verändern könnte, kamen tatsächlich ein paar Gärtner in den Park. Erst schienen sie gar kein Interesse an der Bank zu haben, sie schauten sich die Wiese, den Weg davor und die Bäume an. Hoffnungsvoll beobachtete die Bank die Gärtner so gut es durch die Zweige ging. Da fiel ihr auf, dass die Arbeiter gar kein Werkzeug dabei hatten. Tatsächlich redeten sie auch nur ein bisschen und verschwanden dann wieder. Traurig blieb die Parkbank zurück. Sie hatte sich wohl umsonst Hoffnung gemacht. Doch kurz darauf kamen ganz aufgeregte Vögel vorbei. Sie erzählten, dass ganz viel im Park umgebaut werden soll. Die Gärtner hatten wohl etwas von einem neuen Weg geredet und vielen Blumen die es hier bald geben wird. Die Bank konnte sich vor Aufregung kaum mehr halten, beinahe wäre sie umgekippt. Bestimmt würde sie einen neuen Platz bekommen und dann würden sich endlich auch wieder Leute auf sie setzten. Tatsächlich kamen auch bald große Bagger mit riesigen Schaufeln in den Park. Überall hörte man Motoren lärmen und mit großen Lastwagen wurden abgesägte Bäume, Sträucher und Gebüsch abtransportiert. Auch rings um die arme Parkbank wurde gearbeitet. Nach vielen Tagen schneiden, sägen und baggern stand sie in einer völlig anderen Landschaft. Vor ihr führte ein neuer Weg der Wiese entlang und hinter ihr blühte ein wunderschönes Meer aus Blumen. Sie hatte sogar einen neuen Anstrich bekommen und strahlte jetzt mit den Blumen um die Wette. Endlich setzten sich auch wieder Leute auf sie und die Kinder freuten sich, dass sie nicht mehr auf der Wiese sitzen mussten. Obwohl sie noch am alten Platz stand, musste sie jetzt nicht mehr von einem Umzug träumen. Hier war ihr Platz und es war ein wirklich schöner Platz.

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Wenn die Liebe in Urlaub geht

Schon lange hatte sich der Verstand über die Liebe geärgert, denn immer schien sie sich gegen ihn durchzusetzen. Da muss dringend etwas geschehen, dachte sich der Verstand. So beschloss er der Liebe mal so richtig die Meinung zu sagen. Er wartete, bis sie abends zurückkam und sprach sie mit gespielter Freundlichkeit an. "Na, meine Liebe, wie geht es dir?"
"Ach, ich weiß nicht so genau, es ist ein ständiges Auf und Ab. Oft hab ich gar nichts zu tun und kurz darauf muss ich haufenweise Überstunden machen", gab die Liebe unzufrieden zurück.
"Aber die Arbeit macht dir doch sicher Spaß?" fragte der Verstand hinterlistig.
"Naja, es ist schon schön, aber manchmal könnte ich mich über die Hormone aufregen, erst ist ihnen langweilig und ich muss sie motivieren, dass es bestimmt gleich wieder was zu tun gibt. Ist es dann so weit und ich will sie losschicken, dann wollen sie auf einmal nicht mehr. Sie meinen, man wüsste doch gar nicht was alles passieren kann wenn sie loslegen."
"Vielleicht wäre es das Beste wenn du ein bisschen Urlaub machen würdest?"
Hoffnungsvoll schaute der Verstand die Liebe an, denn er wünschte sich insgeheim, dass die Idee der Liebe gut gefallen würde.
Allerdings lehnte die Liebe zunächst ab: "Das kann ich doch nicht machen. Ich muss mich doch um die Hormone kümmern und außerdem, stell dir nur vor was alles schief gehen könnte wenn ich weg bin!"
Lässig antwortete der Verstand: "Keine Sorge, es würde nichts Schlimmes passieren. Die Hormone können sicherlich ein Weilchen auf sich selber aufpassen. Außerdem bin ich ja auch noch da, ich hab alles im Griff, du musst dir keine Sorgen machen."
"Meinst du wirklich?" fragte die Liebe zurückhaltend, "ich meine es ist ja nett von dir, dass du dir so viele Sorgen um mich machst aber ich kann doch nicht einfach in Urlaub gehen. Ich meine, es könnte in der Zwischenzeit ja alles Mögliche passieren. Denk nur an die Hobbies, wie soll es mit denen weitergehen, oder denk an die Arbeit, wenn ich in Urlaub bin kann man sich da gar nicht mehr drüber freuen. Überhaupt, wie soll es mit Freundschaften weitergehen oder wie sollen Begegnungen mit anderen Menschen ablaufen. Ich weiß nicht so, ich kann doch nicht einfach in Urlaub gehen, dazu hab ich viel zu viel Verantwortung."
Der Verstand schüttelte leicht den Kopf und dachte bei sich: Wenn doch die Liebe nur nicht so kompliziert wäre! Doch er ließ sich nichts von seiner Erregung anmerken und erwiderte ganz ruhig: "Ach, die Hobbies sind zum größten Teil doch ohnehin Gewohnheiten geworden und die Freunde können auch mal ohne dich auskommen, es sind ja schließlich Freunde, die ertragen einiges. Ich finde du solltest einfach mal mehr auf dich achten."
Sichtlich erregt entgegnete ihm die Liebe: "Meinst du wirklich, ich meine Urlaub stelle ich mir richtig schön vor, endlich keine nervenden Hormone mehr, endlich Ruhe und Entspannung. Aber andererseits kann ich doch nicht einfach weggehen, stell dir nur vor was es für ein Chaos geben würde! Es ist eben einfach meine Aufgabe hier zu sein, auch wenn es ab und an stressig oder nervig ist. Ich kann doch nicht meine Aufgabe vernachlässigen, nur damit ich mal meine Ruhe hab. Nein, ich kann nicht Urlaub machen, dafür werde ich hier zu sehr gebraucht."
"Es ist immer gut Zweifel zu haben", meinte der Verstand, "denn wer Zweifel hat, denkt nach und nachdenken ist nie ein Fehler. Du zeigst damit nur, wie wichtig dir deine Arbeit ist, aber du musst auch an dich selber denken."
"Ich weiß nicht, nachdenken kann auch schlecht sein, es sind schon genug Beziehungen kaputt gegangen, weil zuviel darüber nachgedacht wurde. Eigentlich will ich gar nicht nachdenken und ich will auch nicht zweifeln, ich will einfach weiterarbeiten, auch wenn es ganz schön anstrengend ist. Urlaub wäre zwar schön, aber man kann nicht immer alles haben was schön ist."
"Nein, du kannst dir nur nicht vorstellen, Urlaub zu machen, weil es das erste Mal ist. Du hast Angst davor aber ich kann dir versichern, es ist nicht so schlimm wie du sagst. Versuche es einfach, du wirst sehen, es geht alles gut." Verunsichert gab die Liebe zurück: "Ich weiß nicht, du hast ja schon recht, vermutlich mache ich mir völlig zu Unrecht Sorgen. Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie es hier ohne mich weitergehen soll. Ich kann doch nicht einfach gehen, wo ich hier so dringend gebraucht werde."
Mittlerweile war der Verstand ziemlich siegessicher, bestimmt meinte er: "Du weißt nicht wie es weitergeht, weil du es noch nicht ausprobiert hast. Du solltest einfach in Urlaub gehen und dich von der Arbeit erholen. Wenn du dann wiederkommst kannst du mit neuer Kraft an die Arbeit gehen und hast auch viel mehr Spaß bei der Arbeit."
Nun war die Liebe völlig verunsichert. Unschlüssig erwiderte sie: "Irgendwie hast du ja schon recht, nur gehöre ich nun mal hier her. Ich sollte nicht weggehen, ich sollte hier bleiben, schließlich gehöre ich hier her."
"Du sollst ja auch gar nicht weggehen. Du machst einfach ein bisschen Urlaub und erholst dich. Da ist doch nichts Schlimmes dran. Natürlich gehörst du hier her, aber das heißt nicht, dass du immer und alle Zeit hier bleiben musst. Denk an dich und ruh dich ein bisschen aus, du hast es verdient. Sobald du dich genug erholt hast, kommst du einfach wieder zurück."
"Ach du hast ja Recht", antwortete die Liebe, "ich sollte es wohl wirklich mal ausprobieren. Es ist schon richtig, die letzte Zeit war so anstrengend, dass ich Urlaub gut gebrauchen kann. Ich sollte es wirklich mal ausprobieren."
"So sehe ich es auch, probiere es einfach mal aus, du wirst es nicht bereuen. Außerdem musst du ja nicht lange Urlaub machen. Wenn du dir zu viele Sorgen machst, kannst du jederzeit zurückkommen und dich davon überzeugen, dass alles sehr gut läuft."
"Ja, du hast Recht, eine kleine Auszeit wird schon nicht schaden und ich kann neue Kraft sammeln und mich erholen. Mal schauen, wie es hier aussieht wenn ich wieder komme, du achtest mir auch auf die Hormone, nicht dass sie verrückt spielen während ich weg bin."
"Mach dir darum keine Sorgen", sagte der Verstand, "ich habe die schon im Griff, du kannst beruhigt Urlaub machen."
Erleichtert meinte die Liebe: "Na dann mach es mal gut, ich weiß noch nicht genau wann ich wieder komme, aber allzu lang werde ich wohl nicht weg sein, ganz wirst du mich schließlich nicht ersetzen können. Naja, es wird schon nichts schief gehen, während ich weg bin."
So zog die Liebe in den Urlaub und der Verstand hatte gewonnen, er übernahm alleine die Kontrolle. Ob das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Ende ist, bleibt allerdings offen. Nur eines sei noch gesagt, es ist nicht immer gut, wenn der Verstand gewinnt. In manchen Dingen ist es besser sich von der Liebe leiten zu lassen als vom Verstand.

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